THE EXPLODING BOY

Mitte der Siebzigerjahre riss der gellende Aufschrei von Punklegenden wie den Sex Pistols das Bürgertum unsanft aus dem Wohlstandsmittagsschläfchen. Mit anarchistischer Schadenfreude bohrten Johnny Rotten und Co. die Finger in die Wunden der Gesellschaft und fetzten verklärte Friede-Freude-Eierkuchen-Allüren von den Bühnen der Musikgeschichte. Dieser Weckruf war zwar nicht von langer Dauer, doch er lebt in nachfolgenden Strömungen weiter, erblüht in immer neuen Tönen. Mit ihrem fünften Album "Alarms!" tritt das schwedische Sextett The Exploding Boy mit nachdenklichen Indie-Rock-Hymnen, nihilistischen Post-Punk-Brechern und schwermütigen New-Wave-Balladen das Erbe jener Ära an, in der Musik noch etwas zu sagen hatte.

Die Geschichte der explosiven Jungs gleicht einem rasanten Aufstieg. Im Januar 2006 fanden Johan Sjöblom und Lars Andersson zusammen, um unter dem Namen The Exploding Boy ihren künstlerischen Visionen gemeinsam Ausdruck zu verleihen. Und auch wenn der Name aus dem Liederkanon der New-Wave-Größen The Cure entlehnt ist, orientierten sich die beiden Musiker von Anbeginn an an ihren individuellen Vorlieben und Vorstellungen. "Wir wollten einfach großartige Songs ohne langweilige Parts machen", erinnert sich Sänger Johan schmunzelnd – ein Vorhaben, das schon mit den ersten komponierten Noten erfolgreich in die Tat umgesetzt wurde. Ihre "Vampire EP"-Demo machte die schwedische Electro-Pop-Meisterin Sophie Rimheden auf das Duo aufmerksam, die sich flugs bereit erklärte, zukünftige Werke zu produzieren. Schon der erste Auftritt im Stockholmer Fight Club mit aufgebesserter Sechs-Mann-Besetzung war legendär und bis auf den letzten Quadratmeter ausverkauft.
Ähnlich euphorisch wurde auch ihre 2007 erschienene Debüt-CD "The Exploding Boy" aufgenommen, dessen Track "Go Away" von einem kanadischen Magazin treffend beschrieben wurde: "Dieser Song erweckt den Wunsch in mir, mich selbst zu töten – auf eine positive Weise". Es folgten erneute Umbesetzungen, die der Band jedoch zu keiner Zeit den inhärenten Geist nahmen und auch den typischen Klangcharakter nicht verfälschten, sondern vielmehr neue Nuancen hinzufügten und den stilistischen Kosmos erweiterten. Neben den Line-up-Wechseln blieb der Erfolg der Exploding Boys – ganz gleich ob Quartett oder Sextett – stets eine Konstante ihres Schaffens. Singles und Nachfolgealben wurden mit schwärmenden Superlativen überschüttet und auch die Live-Shows der Schweden errangen schnell weltweiten Kultstatus.
"Wir sind sehr glücklich mit der neuen Scheibe", resümiert der zweite Mann am Mikrofon, Stefan Axell, zufrieden die Arbeiten am fünften Longplayer und hängt nach kurzem Überlegen noch hinten an: "Und wir hoffen, dass die Leute ihre politische Botschaft verstehen." Denn "Alarms!" ist ein bewusst gewählter Titel, der alles andere als plakativ verstanden werden muss. "Er ist die Reaktion auf die heutige Welt und auf all die Dinge, die in unseren Augen traurig sind und falsch laufen." Aus diesem Grund lassen The Exploding Boy nicht nur einen Alarm schrillen, sondern wählten ausdrücklich den Plural. "Wenn du aus dem Fenster schaust ist es ziemlich offensichtlich, dass sich die Welt in eine falsche Richtung entwickelt", ergänzt Gründungsmitglied Johan die Hintergründe. "Wenn die Menschheit tagtäglich ihr Bestes gibt, das Leben von diesem Planeten zu tilgen, ist es eben ziemlich schwer positiv in die Zukunft zu blicken." Wo auf den vorherigen Alben mit dem zweiteiligen Club-Hit "Dark City" noch warnend verkündet wurde " The streets are for the dead/Somehow we should be scared/A city just about to explode/The signs are everywhere", rufen die Nordländer nun bei ihrem Opener "Fireland" das Ende der "Dark City" aus. Es ist zu spät, es wird keine Rettung mehr kommen und es bleibt nur noch ein "farewell to the ones you love".
Doch auch wenn diese Zeilen eine nihilistische Endzeitstimmung erzeugen, stecken die sechs Jungs ihre Köpfe nicht in den Sand.  In "Sign O' The Times" beziehen sie Stellung zur aktuellen Flüchtlingskrise. "Es ist eine Reaktion auf den Krieg in Syrien", erklärt Stefan. "Aber hauptsächlich geht es um all die Menschen in Europa und anderen sicheren Ländern, die denken, dass die Leute, die vor den Grauen dort fliehen, nicht das Recht dazu hätten. Wer sind wir, dass wir über diese Menschen, die versuchen dem Krieg zu entkommen, urteilen?" Und ganz gleich, ob Donald Trump, King Jong-un oder andere politische wie ökonomische "Führer", sie alle werden in "Liar's Roar" als Heuchler entlarvt, während "Alarms In Silence" – ganz im Sinne des Punk – auch dem einzelnen Bürger den Spiegel vor das von Wohlstand und Dekadenz entstellte Gesicht hält: "Vor 70 Jahren, nach dem Zweiten Weltkrieg, riefen die Menschen noch 'genug ist genug'. Vor 50 Jahren protestierten sie überall auf der Welt gegen den Vietnamkrieg. Und jetzt? Wir haben zahlreiche Kriege im Mittleren Osten und es scheint kaum jemanden zu interessieren."

Doch "Alarms!" ist mehr als Gesellschaftskritik, es ist auch ein Blick in das Innere, auf seelische und emotionale Zustände – stets schwerblütig, gedankenvoll und weitab von trivialer Oberflächlichkeit. Getragen werden die lyrischen und vielschichtigen Verse von bewegenden wie aufwühlenden Melodien. Nicht selten klingen die Songs der Exploding Boys nach einem ausgelassenen Tanz in den Abgrund, einer freudvollen Parade der Todgeweihten. Die warmen und empfindsamen Stimmen von Johan und Stefan verschmelzen mit flutenden Rhythmen, wogenden Gitarren und elegischer Synthetik zu einem charakteristischen Einklang. Hier und da wird diese pulsierende Düsternis mit gefühlvoller Eingängigkeit verwoben, die sich anschmiegsam in den Gehörgang und damit ins Bewusstsein des Lauschenden schlängelt. "Wir mögen düstere Musik und sind als Menschen vermutlich introvertiert", beschreibt Johan den eigenen Sound, "aber der Fokus beim Komponieren liegt auf Songs, die den Menschen im Gedächtnis bleiben." Um dieses Ziel zu erreichen haben erneut alle sechs Mann gemeinsam an der Platte getextet, komponiert und arrangiert. "Am Ende steht jedes einzelne Lied für jeden von uns und repräsentiert The Exploding Boy". Da ist es ganz gleich, welcher Genrebegriff für die facettenreichen Klänge von "Alarms!" bemüht wird, ob Indie-Rock, Dark-Pop, New Wave oder Post-Punk; die Schweden lassen einen unverkennbaren und unüberhörbaren Weckruf erschallen, der auf tragische Weise wunderschön und verlockend als auch schmerzvoll bloßstellend und mitreißend ist. Und trotz der Prophezeiung "so it’s time now to meet the sundown" im abschließenden Track "11:59", machen The Exploding Boy das Weltende zu einem zauberhaften Moment.

 

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RELEASES

 

The Exploding Boy - Alarms!

 

Tracklist:

01 Fireland (The end of Dark City)
02 Alarms in silence
03 The day
04 Run red
05 Stop time
06 Pointless action
07 Danger zone
08 Sign o‘ the times
09 O.H.M.Y.G.O.D.
10 Liar’s roar
11 11:59

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The Exploding Boy - At The Dress Circle

 

Tracklist:

01. Human
02. Here Comes The Rain
03. London
04. The Right Spot
05. Sweet Little Lies
06. 40 Days
07. Heart Of Glass
08. Get Out Of My Head

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The Exploding Boy - Four

 

Tracklist:

01. Cracked / Reasons
02. Street Cliché
03. Going To Hell
04. Dark Citry (Pt. II)
05. Runaways
06. Awful
07. Shadows
08. Always
09. Get It Out
10. Scared To Death

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The Exploding Boy - The Black Album

 

Tracklist:

01. Human
02. I Am Truth
03. Torn
04. Dark City
05. Loneliness
06. Sweet Little Lies
07. Talking Back
08. Get Out Of My Head
09. Here Comes The Rain
10. The Man

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The Exploding Boy - Afterglow

 

Tracklist:

01. The Right Spot
02. 40 Days
03. London
04. Heart Of Glass
05. See You
06. What You Want To
07. Intervention
08. Desperados
09. Let The Right One In
10. Explodera Mig

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MULTIMEDIA

 

  • EB_A_P01_small_by_Johnny_BatCat_Nattsj
  • EB_A_P02_small_by_Johnny_BatCat_Nattsj
  • EB_A_P03_small_by_Johnny_BatCat_Nattsj
  • EB_A_P04_small_by_Johnny_BatCat_Nattsj
  • EB_A_P05_small_by_Johnny_BatCat_Nattsj